Unterricht

Während meiner Arbeit als Sängerin und Schauspielerin auf der Bühne habe ich mich viel mit dem Zusammenhang von Stimmklang und Atem beschäftigt. Hierbei habe ich wunderbare Orientierung durch meine Lehrerin, Frieda Goralewski (1893 bis 1989), eine Schülerin von Elsa Gindler (1885 bis 1961), erhalten. Bei ihr wurde das Atmen selten direkt benannt. Es ergab sich vielmehr aus der natürlichen Koordination der Körperbewegung und der Aufmerksamkeit für das freie Fließen des Atems. Auch die Arbeit von Gisela Rohmert, Gründerin des “Lichtenberger Instituts für Gesang und Instrumentalspiel”, wo der funktionale Klang den Atem befreit und reguliert, und die Arbeit von Renate Schulze-Schindler über “die solaren und lunaren Atemtypen”, bei der die Atembewegung klaren muskulären Gesetzmäßigkeiten unterliegt, haben meine Arbeit sehr bereichert.

Bei meinen musikethnologischen Forschungen in anderen Kulturen habe ich immer wieder beobachtet, dass die emotionale Kraft dieser Gesänge weit über nationale und sprachliche Grenzen hinaus wirkt; als wären wir, sobald wir uns diesem Herzstück einer Gemeinschaft zuwenden, mit einem uralten kollektiven Gedächtnis verbunden. Es sind Traditionen, in denen Singen noch ein integraler Teil ist. Es versteht sich dort von selbst, dass es für alle Situationen des Lebens Lieder mit entsprechenden emotionalen Inhalten gibt: Geburt, Krankheit, Tod, Hochzeit, Trennung, vergebliche Liebe, Kampf, Arbeit, Alter, Lebensrückblick und immer wieder der sehnsuchtsvolle Ruf nach der Verbindung mit dem Göttlichen – alles hat sein Lied, seinen Ausdruck, seinen Raum und wird mit der Gemeinschaft geteilt und singend “verarbeitet”.

Deshalb verbindet Singen auf einzigartige Weise Körper, Herz und Verstand. Ziel des Unterrichts ist es, im Gesang und Sprechen ein Bewusstsein für diese Zusammenhänge zu entwickeln und so den wesenseigenen Ausdruck zu finden.

Die Entfaltung der Stimme ist ein Abenteuer mit vielen unerwarteten Wendungen. Sie erfordert Einfühlsamkeit, Mut, Geduld und Liebe für den eigenen Weg, und sie braucht neben dem Wunsch nach Klang und Gesang auch Raum für Stille.

Für eine Stimmarbeit in diesem Sinne sind angesprochen:

– SängerInnen, SchauspielerInnen,
– SprecherInnen und ErzählerInnen
– ChorsängerInnen
– Vortragende und RednerInnen
– LehrerInnen und ErzieherInnen und Menschen, die in ihrem Beruf viel sprechen
– TherapeutInnen, insbesondere MusiktherapeutInnen
– LogopädInnen, StimmbildnerInnen
und
– Menschen, die ihre Stimme als Instrument zur Selbstentfaltung entdecken wollen
– die das Gefühl haben, sie mögen ihre Stimme nicht
– die schon immer mal singen wollten (sich aber nie getraut haben)
und
– Menschen, die einfach aus Freude singen wollen

Im Prozess der Stimmentfaltung entwickeln sich die Möglichkeiten der Stimme, geleitet am Empfinden von innerer Leichtigkeit, Balance und Freude. Hörerwartungen, wie die Stimme klingen sollte, werden so weit wie möglich vermieden, da sie die Freiheit der Stimmentwicklung einschränken.

Körperbewusstsein, Aufmerksamkeit für Atmung und Aufrichtung, Tonisierung der Atemmuskulatur, Differenzierung des Hörens, ein neues Verständnis für Energieaufwand und Klang, all das kann helfen, die eigene Stimme immer mehr zu “ent-decken”. Vor allem aber ist es die Erfahrung, dass die eigene Stimme, ihre Schönheit, ihre Zartheit und ihre Kraft, Ausdruck einer inneren Wahrheit ist.

Der Unterricht findet in Form von Wochenend-Seminaren, fortlaufenden Gruppen, Fortbildungsgruppen und Einzelstunden in und bei Lüneburg statt. Außerdem gibt es Intensiv-Seminare in Italien (in italienischer und deutscher Sprache), in Holland (in englischer Sprache) und in mehreren deutschen Städten, Berlin, Hamburg, Leipzig und München …
siehe: Termine
youtube: Imke McMurtrie